5 Schritte zu höherer Resilienz

In Zeiten von Corona haben wir alle, die eine mehr und der andere weniger, unsere Resilienz unter Beweis gestellt. Home-Schooling mit Hausaufgabenbetreuung, gleichzeitig Home-Office oder womöglich Präsenzarbeit und die Herausforderung „wohin mit den Kindern?“ wenn Oma und Opa keine Option sind. Wir wollen niemand anstecken! Lockdown, wenige bis gar keine sozialen Kontakte. Energie zu tanken in geselliger Runde beim Geburtstag, beim Schwimmen im Hallenbad oder im Fitnessstudio. Alles nicht möglich.

Chaos und Überforderung oder hast du alles meisterhaft gemanagt?

Diejenigen unter uns, die eine hohe Resilienz besitzen, sind besser mit der neuen Situation zurechtgekommen.

Resilienz ist in aller Munde – aber was bedeutet es, resilient zu sein?

Das Wort Resilienz stammt von dem lateinischen Wort resilire ab und bedeutet so viel wie abprellen, zurückspringen. Wenn wir an Resilienz denken, kommt uns gerne das Stehaufmännchen in den Sinn. Es bewegt sich nach rechts und links, biegt sich bei Veränderungen und Herausforderungen aber schafft es immer wieder, sich gerade aufzurichten. In der Psychologie bedeutet Resilienz psychische Widerstandfähigkeit oder Belastbarkeit.

Resilienz verbessern

Ein prominentes Beispiel eines Menschen mit einer hohen Resilienz ist Samuel Koch. Mit 23 Jahren hatte er bei der Fernsehsendung „Wetten dass“ einen schweren Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. Er hat es aber geschafft, sein Leben lebenswert zu gestalten und arbeitet jetzt als Schauspieler und ist immer wieder in Talkshows als Gast zu sehen. Ein weiteres Beispiel ist der amerikanische Präsident Joe Biden. Er hat gleich zwei schwere Schicksalsschläge erlitten und hat seine Frau und Tochter bei einem Autounfall verloren und Jahre später seinen Sohn an einer Krebserkrankung. Weniger resiliente Personen hätten eventuell Schwierigkeiten gehabt, ein ähnliches Schicksal zu akzeptieren.

Resilienz ist aber nicht nur bei großen Veränderungen und echten Krisen essenziell, sondern auch in Alltagssituationen sehr hilfreich. Sie hilft uns im Streit mit dem Partner, bei den Konflikten am Arbeitsplatz, bei finanziellen Schwierigkeiten oder bei sonstigen alltäglichen Herausforderungen.

Die Forschung beschäftigt sich schon seit den 1950er Jahren mit dem Thema Resilienz. Die Langzeitstudie der amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy Werner erforschte die Ausprägung von Resilienz bei Kindern bzw. Erwachsenen. Emmy Werner begleitete fast 700 Kindern 40 Jahre lang. Kinder, die unter sozial bessere Bedingungen aufwachsen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, resilient zu sein als Kinder, die unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwachsen. Aber es konnte auch festgestellt werden, dass auch unter schwierigen sozialen Bedingungen Resilienz entstehen kann. Bei 1/3 der Kindern aus schwierigen Verhältnissen konnte eine hohe Resilienz nachgewiesen werden. Bei diesen Kindern war der gemeinsame Nenner, dass sie alle einen oder mehreren Bezugspersonen hatten, die sie in ihrer Entwicklung gefördert und aktiv unterstützt haben.

Welche Faktoren sind es, die unsere Resilienz beeinflussen?

Auf Basis verschiedener Studien wurde mehrere Resilienzmodelle entwickelt. Die Modelle haben gemeinsam, dass sie Kompetenzen und Handlungsfelder für eine hohe Resilienz aufzeigen wollen.

Ein bekanntes deutsches Modell ist „Die sieben Säulen der Resilienz“, entwickelt durch Micheline Rampe. Die sieben Säulen sind Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, die Opferrolle verlassen, Verantwortung übernehmen, Netzwerkorientierung und Zukunftsplanung. Ein weiters Modell ist das Resilienzmodell von Persolog. Dieses Modell geht von 10 Faktoren aus: Akzeptanz, Selbstwirksamkeitserwartung, Verantwortung, Positive Emotionen, Impulskontrolle, realistischer Optimismus, Lösungsorientierung, soziale Unterstützung, Kausalanalyse und Empathie. Überschneidungen sind hierbei gut zu erkennen und auch weitere Modelle wie z.B. das HBT Modell von Silvia Wellensiek sind sehr ähnlich aufgebaut und unterscheiden sind meist nur in Nuancen.

Ist Resilienz angeboren oder erlernbar?

Warum können einige Menschen seht gut mit Krisensituationen umgehen während andere Menschen wiederum an schwierigen Situationen verzweifeln?

Als BEM-Fallmanagerin begleite ich Menschen bei vor allem gesundheitlichen Krisensituationen. Es erstaunt mich immer wieder, wie unterschiedlich die Menschen mit diesen Krisen umgehen. Es gibt die krebskranke Frau mit 40, die die wenigen Monate, die sie noch zu leben hat, genießen will und ihr Schicksal – zumindest an den meisten Tagen - gut akzeptieren kann. Und dann wiederum ist da der Mann, der eine Scheidung durchlebt, mit der neue Lebenssituation nicht zurechtkommt und deswegen ein Alkoholproblem entwickelt.

Ist Resilienz angeboren oder erlernbar?

Auf diese Frage muss man wohl „sowohl als auch“ antworten. Es gibt gewisse Charaktereigenschaften, die angeboren sind oder in der frühesten Kindheit durch Erziehung und Sozialisation entwickelt wurden. In der Wissenschaft wird oft von „the Big Five“, auf Deutsch das Fünf-Faktoren-Modell, gesprochen, wenn wir die Persönlichkeit erklären wollen. Die fünf Charaktereigenschaften, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Veränderungen, Emotionale Stabilität und Kooperationsbereitschaft, sind laut Studien unsere Haupteigenschaften, die unsere Persönlichkeit ausmachen. Die Ausprägung dieser Charaktereigenschaften und unsere Glaubenssätze spielen eine Rolle für die Ausprägung von Resilienz. Aber nicht nur. Es ist eher eine Mischung aus den persönlichen Eigenschaften und wie wir uns tatsächlich in einer Situation verhalten.

Hatten wir als Kind Vorbilder, wo wir entsprechendes Verhalten abschauen konnten? Haben wir gelernt, uns selbst zu reflektieren und das Verhalten an die Gegebenheiten anzupassen? Welche Erfahrungen haben wir bisher im Leben mit schwierigen Situationen gesammelt?

Resilienz ist daher eher eine Fähigkeit, eine Kompetenz, mit schwierigen Situationen umzugehen. Kompetenzen und somit auch Resilienz, können wir weiterentwickeln und trainieren.

5 Schritte zu höherer Resilienz

5 Schritte zu höherer Resilienz

1. Ist-Analyse

Als erstes ist es immer von Vorteil zu wissen, wie ausgeprägt meine Resilienz momentan ist, d.h. eine Art Ist-Analyse vorzunehmen. Bei Coaching und in Seminaren wende ich hierfür gerne das persolog® Resilienzprofil an. Das persolog® Resilienzprofil ist ein sehr nützliches Instrument, um mit Hilfe von 40 Fragen die Selbstreflektion zu erleichtern. Das Ergebnis ist dann die Basis für das weitere Vorgehen. Wir bekommen damit gute Kenntnisse, bei welchen der 10 Faktoren der Resilienz eine hohe Ausprägung vorhanden ist und welche der Faktoren ausbaufähig sind.

2. Ziele definieren

Wenn die Ergebnisse vorliegen gilt es, Ziele zu definieren. Wo sehe ich die Möglichkeit meine Resilienz auszubauen? Die Ziele sollten am besten gleich nach dem SMART-Prinzip definiert werden, dies erhöht die Wahrscheinlichkeit die Ziele auch tatsächlich zu erreichen. D.h. spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Visualisiere deine Ziele schriftlich oder bildlich. Auch dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du die Ziele auch tatsächlich erreichst.

3. Fange klein an

Nimm dir nicht zu viel vor. Fang mit kleinen Schritten an und entwickle dich langsam, aber stetig weiter. Eine Veränderung braucht Zeit und Geduld. Wenn du zu große Ziele setzt, ist leider die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auf dem Weg aufgibst.

4. Belohne dich

Wenn du ein Ziel erreichst hast, dann belohne dich. Tue dir etwas Gutes. Geh etwas schönes Essen, kauf dir ein gutes Buch, geh ins Wellnessbad oder mache, was immer dein Herz begehrt.

5. Such dir Verbündete

Für viele Menschen ist es leichter, Ziele zu erreichen wenn sie jemand haben, mit dem sie sich austauschen können. Jemand, der sie motivieren kann auch bei Gegenwind weiterzumachen. Jemand, der ihnen ehrliches Feedback zu dem Erreichten geben kann. Vielleicht möchtest du deinem Partner, einen Kollegen oder Freund, Geschwister oder ein Elternteil in deine Pläne einweihen?

Viel Erfolg bei der Umsetzung!

 

Wenn du mehr Informationen zum Thema Resilienz wünscht, kann ich dir folgende Literatur empfehlen. (Keine bezahlte Werbung)

  • "4 Wege zu mehr Resilienz" von Deborah Karsch
  • "Resilienz – Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft" von Christina Berndt
  • "StehaufMensch! - Was macht uns stark?" von Samuel Koch

Wenn du Interesse an einem Coaching oder Training zum Thema Resilienz hast, schaue gerne bei meiner Homepage www.charlotteramsaier.de vorbei. Hier findest du aktuelle Termine und Angebote.